segunda-feira, fevereiro 13, 2006

Der Ami und der Fussball

Once in a lifetime
Der Amerikaner ist ja dafür bekannt, daß er dem europäischen Fussball etwas skeptisch gegenübersteht. Jedoch heißt das noch nicht, dass er es nicht schon mal versucht hätte. So geschehen Mitte der 70er Jahre des 20.Jh., als ein Name auf eine abwegige (zumindest für Europäer) Art Fussballgeschichte schrieb: Cosmos New York. Bekannt als Heimstätte von älteren Welt-Stars wie Pelé, Beckenbauer, Neskens oder Carlos Alberto. Dazu gab´s nun auf der Berlinale eine Dokumentation zu sehen, eine englisch-amerikanische Koproduktion. Der rote Faden bestand tatsächlich in der platten Behauptung: Der Ami versteht nichts von Fussball. So gab das auch einer der Produzenten in seinem Grußwort ans Auditorium von sich, und im Film sollte dies noch etliche Male wiederholt werden. Rückblende: Cosmos wurde 1969 gegründet, dümpelt jahrelang in einer Amateurliga herum, da Fussball einfach unbekannt war. Ein paar Jahre später kommen die Brüder Ertegun, türkische Einwanderer, Gründer von Atlantic Records, einer berühmten Jazzplattenfirma, auf die Idee, einen Fussballclub zu gründen. Mittäter bei der kulturellen Invasion: Steve Ross, Millionär, Chef der mächtigen Warner Communications Inc., die nicht nur Atlantic Records übernommen hatte, sondern nebenbei Kabelfernsehen beinhaltete, als auch die legendäre Computermarke Atari, Garant der elektronischen Unterhaltung in den Kindertagen der Spielkonsolen (auf dessen 80er Jahre-Modell 1200, später noch dem 2600 ich mir zahlreiche Sehnenscheidentzündungen einholte). Also, big money übernimmt New Yorker Fusballclub mit dem megalomanen Ziel, dem Ami den Fussball zu verkaufen. Wie wir nach mehr als 25 Jahren wissen, ist der Ami irgendwie strukturell immun gegen soccer fever... Aber zurück ins Jahr 1975: Diese cleveren Geschäftsmänner, gerissen aber mit Fussball nichts am Hut, kommen auf die geniale Idee, dass sie einfach ein paar gute Spieler brauchen, bekannt ist ihnen aber allenfalls Pelé (den meisten der Beteiligten war selbst dieser Herr ein Incognito), den sie dann nach New York holen. Der wird nach seinem Ende bei Santos nun bestbezahlter Sportler der Welt, indem er die Image- und Werberechte mal eben für 1 Million an Warner verkauft (übrigens für 14 Jahre lang). Sportlich gehts rapide aufwärts, aber es fehlt an allem: Publikum, Sponsoren und vor allem Fernsehen. Seit der Einführung des Superbowls 1968 (man bemerke die zeitliche Koinzidenz mit der Einführung des Netzwerkfernsehens) gehts nur noch über Fernsehen. Das Spiel ist dem Ami zu lang, keine Pausen dazwischen, wo man sich noch was reinfuttern könnte, oder mit der Familie auf den Stadionbänken quatschen könnte. Für Cosmos hieß das: mehr Stars. Also, ab in Flieger, Beckenbauer einkaufen, Chinaglia (vorher Lazio), Carlos Alberto....Dazu die Gründung der Profiliga, nach dem bewährten Franchise-System (Investoren bekommen eine Lizenz, eine Stadt wird als Standort ausgewählt, fertig ist das Team; deshalb heissen die Lakers z.B. auch immer noch Lakers, sie wurden in Minnesota gegründet, dann aber transferiert). Pelé gewinnt in seinem letzten Profijahr den Titel, die Mannschaft wird immer populärer, zieht ins Giant Stadium in new Jersey. Expansion der Liga, wobei Cosmos dominiert, und in den ersten fünf Jahren 4 Titel gewinnt. 1978 Fernsehvertrag mit ABC Sports, damit scheint der Weg vorgezeichnet. Jedoch, aufgrund von Fehlentscheidungen seitens ABC, und rückgehenden Zuschauerzahlen, gepaart mit der Dominanz Cosmos, sinkt die Liga wieder. Das Ende, dann, 1982 mit der Entscheidung, die WM 1986 nicht in den USA auszutragen, sondern in Mexico (trotz der Bemühungen Ross´, der als Vorbild Beckenbauers fungieren könnte). Die Entscheidung fällt bald, die Liga wird eingestampft.
Filmisch im 70er Jahre-Design angelegt, mit Splitscreen, dazu jede Menge Funk-Soul, immer wieder Tore, Tore, Tore...eigentlich ein Genuß für jeden Fussballer...dazu massig Anekdoten, Intrigen (chinaglia erwies sich als ziemliches Arschloch, hatte aber über Ross großen Einfluß auf Cosmos, dessen Präsident er in den 80ern dann wurde. Man nehme noch hinzu: einen kubanischen Architekten, einen typischen gelackten Medienmanager, den mr. Secretary of State, Henry Kissinger, und die Zeit verfliegt. Was bleibt: Der Unterschied zum europäischen Fussball, die Parallele Cosmos – Real Madrid seit der Wahl Florentino Pérez zum Präsidenten 2000, die Mutation von Vereinen zu Kapitalgesellschaften. All dies wird bereits bei Cosmos deutlich: Fusball ist Teil einer Wirtschaftssphäre, da gelten nunmal die Regeln des Kapitalismus. Eigentlich wird es Zeit, dass man sich davon verabschiedet...

2 Comments:

Blogger Kongo-Otto said...

Hallo, du Schach-Schwänzer,

netter Text. Unklar blieb mir am Ende nur, von was du dich verabschieden möchtest: vom Fußball oder vom Kapitalismus?
Ich hoffe mal, nicht vom Fußball.
Übrigens scheint die Sonne und wir sollten an' Schlachtensee...

Ciaociao

Andi

http://bunte-truemmer.blogspot.com/

terça-feira, fevereiro 14, 2006 2:40:00 da tarde  
Blogger Rocco der Fleischer said...

Also, es war wohl schon so gemeint,als Abschied vom Kapitalismus und auch vom televisionären ganzen großen Fussball...ein Abschied in Raten, der sich aber auch noch über Jahrzehnte hinziehen könnte...im übrigen war dieser Film der Grund, weshalb ich es doch nicht geschafft habe, mit dem Herumfahren in der Stadt.
Baden? Wann?

terça-feira, fevereiro 14, 2006 3:16:00 da tarde  

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